Robert Neumann Regie


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KAI ZIEHT IN DEN KRIEG UND KOMMT MIT OPA ZURÜCK
von Zoran Drvenkar

GRIPS Theater Berlin ︎

RUHRFESTSPIELE 2022

FAUST 20/21

IKARUS
21.0


Kai: Helena Charlotte Sigal Opa: René Schubert Ein Mann: Matthias Bernhold

Regie: Robert Neumann
Bühne / Kostüm: Jan A. Schroeder
Komposition / Sounddesign: Matthias Bernhold
Dramaturgie: Tobias Diekmann
Theaterpädagogik: Wiebke Hagemeier / Joanna Mandalian


Online-Premiere:
12.03.2021

Uraufführung:
24.06.2021                             







Stücktrailer


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FAZ, Irene Bazinger, 15.03.2021


»..Feinfühlig zeigt René Schubert die altersbedingte Erschöpfung und merkliche Verwundbarkeit und wie sich die Lebensmüdigkeit in dem Senior ausbreitet, weshalb er nicht mehr zurückdenken, aber zugleich nichts Neues planen will. Für den von Helena Charlotte Sigal keck-kämpferisch verkörperten Kai ist das schwer zu begreifen ...Die Schauspieler vertiefen sich mit sachgemäßer Komik und absurder Hilflosigkeit in diesen vergeblichen Wettlauf mit dem Vergessen, wobei nicht immer klar ist, ob es in diesem Stück um fortschreitenden Gedächtnisverlust oder um fehlgeschlagene Vergangenheitsbewältigung geht. Durch die Intensität ihres theatralischen Abstechers in Opas Jugend fällt freilich kaum auf, dass die eineinhalbstündige Produktion unter Corona-Bedingungen und also auf Abstand geprobt wurde...
Dabei helfen Videoprojektionen, die als Scherenschnitte einstige Kriegskameraden oder einen grimmigen General zitieren, dem der Musiker Matthias Bernhold das eiseskalte Befehlstimbre leiht...
So überzeugt Robert Neumanns gekonnt verdichtete Inszenierung mit sparsamen, effektvoll gesetzten Akzenten, gipfelnd in der Frage: „Warum hast du mich belogen?“ In aller Kürze benennt Kai damit das Problem zwischen den Generationen. Dass es darauf keine endgültige Antwort geben kann, versteht hier jedes Kind.«


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Tagesspiegel, Patrick Wildermann, 15.03.2021

»Das Stück „Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück“ von Zoran Drvenkar hätte in der Regie von Robert Neumann schon im November vergangenen Jahres am GRIPS Theater Premiere feiern sollen. Weil aber bekanntlich noch nicht abzusehen ist, wann sie Bühnen zu einem Spielbetrieb zurückkehren können, hat sich das Haus am Hansaplatz nun entschlossen, einen Mitschnitt als Online-Premiere zu zeigen. Schön, das Grips wiederzusehen! Zumal das in Zusammenarbeit mit der Medienkünstlerin Katharina Tress entstandene Video einen überaus lebendigen Eindruck von der Qualität des Unternehmens gibt.
René Schubert als Opa, Helena Charlotte Sigal in der Enkelrolle und Matthias Bernhold als Soundmacher und Schattenmann treffen perfekt den zwischen Lakonie, Melancholie und Härte schillernden Drvenkar-Ton (vom Berliner Erfolgsautor waren am Grips ja schon „Cengiz und Locke“ sowie „Magdeburg hieß früher Madagaskar“ zu sehen).
Regisseur Neumann schlägt ohne großen Aufwand, mit wenigen klug gesetzten Projektionen (die Produktion ist auch als Klassenzimmerstück konzipiert) einen klaren Weg durch den Text ein, der immer wieder mit Zeitsprüngen die Chronologie zerschießt und bewusst in universeller Schwebe lässt, von welchem Krieg hier eigentlich die Rede ist. Das spielt auch keine Rolle. Die Fragen nach Wahrheit, Lüge und dem Wert von Erinnerungen, aus denen sich ein Leben zusammensetzt, gewinnen dadurch nur umso mehr an Dringlichkeit.«


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Berliner Morgenpost, Ulrike Borowczyk, 15.03.2021


»Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück. So heißt das großartige Stück von Zoran Drvenkar. [...] Nun kommt das Stück in einer filmischen Übersetzung von Katharina Tress ins Wohnzimmer. Ein fesselndes Theatererlebnis. Es ist hinreißend, dem zehnjährigen Kai (Helena Charlotte Sigal) und seinen Opa auf ihrer fantastischen Zeitreise zuzusehen. [...] Ein spannendes Generationen-Stück und ein wunderbares Plädoyer für eine friedliche Welt.«

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Inforadio, Ute Büsing, 13.03.2021

»Es ist ein intensives anrührendes Kammerspiel, das jetzt im gut gemachten Stream Premiere feiert – und nicht im Grips-Theater...
Der Alte hat den Enkel immer mit Heldenerzählungen gefüttert und die hat der 11jährige – hier überzeugend gespielt von einer jungen Frau, Helena Charlotte Sigal – durchweg geglaubt und nachgeplappert. Aber jetzt kann sich Opa, den René Schubert liebevoll zerknirscht gibt, nicht mehr erinnern und der Junge wird zu seinem Gedächtnis...
Sensibel setzt Regisseur Robert Neumann den Stoff von Dramatiker Zoran Drvenkar um. Er setzt minimale Akzente, um den Vormarsch an der Front, Kriegsgefangenenlager und Verletzungen durch Handgranaten und Feuerwaffen zu illustrieren. Matthias Bernhold sorgt für die akustischen und musikalischen Momente und er schlüpft in verschiedene Sidekick-Rollen, etwa als General...
Bleibt am Ende die Parabel auf einen klugen Feigling, dem es, verwundet zwar, gelungen ist, dem Krieg zu entkommen und der dank seines Enkels lernt, dass die Wahrheit tragfähiger ist, als erfundene Heldengeschichten. Und auch das ist die Wahrheit: die Reise ins Pflegeheim nach anderthalb überzeugenden Stunden.«